Aus den BNN vom 16.6.2025
Tragische Liebesgeschichte im Schlosshof Hauptprobe von La Bohème rührt die Gefühle und überzeugt gleichzeitig die Intendantin Ettlingen.
Zum ersten Mal kommt alles zusammen: Bühnenbild, Licht, Ton, die Schauspieler, Sänger und der Chor. Alles mit allem, AMA, ist der Begriff dafür im Theaterjargon. Und am Samstagabend war es im Ettlinger Schlosshof so weit. La Bohème steht unter anderem dieses Jahr auf dem Spielplan der Schlossfestspiele Ettlingen. Und Monate gingen ins Land, um bis zu dieser Probe alles so weit zu haben. Die Oper von Giacomo Puccini, Uraufführung 1896 in Turin, ist ein Bühnenklassiker. Die Inszenierung in Ettlingen legt die Handlung über mittellose Künstler in eine ferne Zukunft. Das Bühnenbild ist schroff, vermengt sich mit der Kulisse des Schlosshofes in eine surreale Szene aus dem viktorianischen Zeitalter, gestalterisch nahe am Genre des Steampunks. Für Intendantin und Regisseurin Solvejg Bauer ist es eine Premiere. „Auch ich sehe alles zum ersten Mal als Ganzes“, sagt sie. Sie leitet die Probe, sitzt dabei mittig in den Zuschauerrängen – nicht zu hoch über der Bühne. Versprengt sitzen Ensemblemitglieder, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die aufwendig kostümierten Mitglieder des Bürgerchors gesellen sich dazu. Sie müssen erst später die Ränge verlassen, zum gemeinsamen Auftritt vor der Pause. Aber soweit ist es noch nicht. Regisseurin Bauer bittet per Mikro um Aufmerksamkeit, vor dem ersten Ton der Probe geht sie Schritt für Schritt durch. „Jetzt kommt das Publikum. Jetzt die Musiker. Nun das Licht. Und dann können wir starten.“ Wären da nicht die vielen leeren Sitzplätze und ein praktisch unbesetzter Orchestergraben, vom Dirigenten abgesehen: Die Probe fühlt sich an wie das wahre Stück. Das Bühnenbild wirkt. Mit seiner Statur schafft es Raum und für die Schauspieler die Möglichkeiten, sich daran zu bedienen. Die rostfarbenen Strukturen können bestiegen werden, und sie lassen sich als Verstecke verwenden. Wenn das Stück am 26. Juni Premiere feiert, dann wird es eine Stunde später losgehen als an diesem Samstag, um 20.30 Uhr. Gegen Ende wird die Dämmerung über Ettlingen liegen und die vielen Scheinwerfer die Bühne in ein konzertiertes Lichterbouquet setzen. „Wir haben drei Nächte alleine für die Einstellung der Lichtbilder gebraucht – nur für La Bohème“, erklärt Sprecherin Alex Knaupp. Es ist ein hoher Aufwand, der in den Details eines jeden Aspekts von La Bohème steckt. Bauer schaut bei dieser Probe genau hin. Manchmal gestikuliert sie mit den Händen, bedeutet Schauspielerinnen und Schauspieler, es ihr gleichzutun. Bauer steht auch auf, ordnet mit stillen Posen die Menge an Menschen auf der Bühne. Die sehen in ihrer Konzentration durchaus die Anweisungen von den Rängen und folgen, so gut es geht. Bauer mag das, was sie gesehen hat. Das Große und Ganze, das sitzt, urteilt sie. Ein bisschen mehr Zukunftsatmosphäre, meint sie, könnte nicht schaden. „Vielleicht ein paar LED-Elemente, die den optischen Eindruck unterstützen.“ „Das war ganz gut, der Lappen kann hochgehen“, sagt sie und meint damit den Theatervorhang – das ist eine der wenigen Dinge, die es im Schlosshof Ettlingen nicht gibt. Die Geschichte von La Bohème spielt in Paris. Die Handlung ist in eine dystopische Realität gesetzt. Die Metallstreben sollen Teile des zerstörten Eiffelturms sein.

Die Kommentarfunktion ist deaktiviert.