In Ettlingen spricht Pippi Langstrumpf auch Türkisch
Bunte Premiere des Familienstücks „Pippi in Taka-Tuka-Land“ begeistert bei den Schlossfestspielen mit Vielfalt und Spielfreude
Eine besondere Inszenierung erwartete die kleinen und großen Besucherinnen und Besucher bei der Premiere des Familienstücks „Pippi in Taka-Tuka-Land“ am Sonntagnachmittag im Rahmen der Schlossfestspiele Ettlingen: Unter der Regie von Bastian Thurner ist es dem Ensemble gelungen, eine bunte Version der bekannten Geschichte zu präsentieren, die weit über das hinausging, was sich die schwedische Schriftstellerin Astrid Lindgren vermutlich beim Verfassen des äußerst ungewöhnlichen Mädchens Pippi Langstrumpf gedacht hatte.
Dennoch dürfte die Ettlinger Inszenierung ganz im Sinne der Autorin sein, die sich in ihren Werken oftmals kleinen Menschen widmete, die sich in einer engstirnigen Welt behaupten müssen. So ist es zwar zunächst ungewohnt, dass Pippi Langstrumpf nicht rote, sondern schwarze Haare hat, sehr gerne Köfte isst, und auch ein paar türkische Sätze den Weg ins Stück finden. Die Adaptionen finden beim Publikum jedoch breite Zustimmung – gemessen am Applaus.
Dies liegt vor allem an Elif Bozkurt, die als Pippi wunderbar frech, energiegeladen und sympathisch unangepasst auftritt. Wenn die Zweitbesetzung Laila Galuba Garcia als Pippi spielt, wird das Stück manchem hingegen „spanisch“ vorkommen. Dies ist eine bewusste Entscheidung, um auf der Bühne sichtbar zu machen, dass sich in den Kinderzimmern der Bundesrepublik auch die unterschiedlichsten Sprachen abwechseln.
Da die ohnehin wenigen fremdsprachigen Sätze direkt übersetzt werden, ist dies kein Problem und stellt schlicht eine Wertschätzung von Menschen dar, die in unserer Gesellschaft fest verankert sind, sich aber nicht immer so fühlen. Tommy (Joshua Rieder) und Annika (Mila Dämmrich) zeigen sich nah am Original und schaffen es genau, die richtige Intensität von Ausdruck und Spiel zu treffen.
Sean Grimm gibt nicht nur einen grandiosen Käpt’n Langstrumpf, der bei seiner Ankunft auf der Hoppe-Tosse mit bunten Federn einen Hauch von brasilianischem Karneval verbreitet, sondern gefällt auch als hungriger Hai. Nicht zu vergessen, die vielen Nebenrollen: Frieda (Ida Götz), Momo (Mykhailo Chukhraiev), Moana (Ujala Khan), Frau Settergren und Pirat Buck (Manar Elsayed), ein feiner Herr und Pirat Jim (Beneon Stevenson) sowie die beiden Matrosen (Jochen Winter und Martin Böhr), die allesamt exzellent besetzt sind und das Stück zu einem Erlebnis machen.
Hervorzuheben sind auch alle, die sich für die wundervollen Kulissen und die Requisiten verantwortlich zeigen. Von der kleinen Villa Kunterbunt über den Wasserfall mit Höhle bis zur Insel Taka-Tuka-Land, die in Brasilien verortet wird, passt hier einfach alles. Besonders gelungen sind der pfiffige Sportwagen, der gefährliche Hai und die Hoppe-Tosse – bewegliche Requisiten, die die Welt von Pippi Langstrumpf lebendig machen.
Am Ende steht eine Inszenierung, die mit einer Laufzeit von knapp über einer Stunde ideal für einen Besuch mit Kindern oder Enkelkindern ist und einfach Spaß macht.

Die Kommentarfunktion ist deaktiviert.