Die bunten Fahnen der Ettlinger Schlossfestspiele wehen im Wind. Vor dem Schloss studieren Besucher des diesjährigen Theaterfests eine Line-Dance-Choreografie ein. Im Schlosshof stehen derweil die Darsteller der Oper La Bohème für eine öffentliche Probe auf der Bühne.
Mit dem Theaterfest starten die Schlossfestspiele offiziell in ihre Spielzeit. Das Fest bietet den Besuchern außerdem einen Vorgeschmack auf das, was sie in den kommenden Wochen erwartet. Neben der Oper La Bohème von Giacomo Puccini stehen auch das Familienstück Pippi in Taka-Tuka-Land sowie das Jugendstück „Sind wir was wir sind“ auf dem Programm. Zudem gibt es eine Wiederaufnahme des Musicals Evita. Außerdem steht die Kingofpopshow „Black or White“ auf dem Spielplan, ebenso wie die Komödie Titanic und die Musical- und Operngala Große Gala – Klangkörper.

Einen Eindruck darüber, was die Besucher des Pippi-Langstrumpf-Stücks erwartet, liefern die jungen Darsteller gleich zu Beginn des Fests am Samstagmittag. Das Schiff von Pippis Vater – die Hoppe-Tosse – wird auf Rädern durch die Ettlinger Altstadt geschoben, begleitet von den jungen, tanzenden Schauspielern, allen voran Pippi-Darstellerin Elif Bozkurt. An Bord der Hoppe-Tosse steht ein bunt gekleideter Sean Grimm, der im Stück den Vater von Pippi spielt. Der gebürtige Berliner ist extra für die Schlossfestspiele nach Ettlingen gekommen. Hier fühlt er sich sehr wohl: „Ein Klein-stadtidyll“, sagt er über die Stadt. Die jungen Schauspieler umschwirren seine Hoppe-Tosse an diesem Samstagmittag wie die Motten das Licht.
„Die jungen Darsteller haben eine hervorragende Schauspieltechnik“, lobt unterdessen Spielleiter Eike Zastrow die 15-jährige Elif und die anderen Mädchen und Jungen, die bei Pippi in Taka-Tuka-Land auf der Bühne stehen. Seit Februar haben sie einmal pro Woche geprobt, in den Oster- und Pfingstferien fast jeden Tag. Was die Besucher bei dem Familienstück erwartet? Spaß, Freundschaft, Piraten, zählen sie auf. „Und ganz viele Farben“, sagt Elif. Mit Elif auf der Bühne steht unter anderem auch Ida Götz. Sie spielt die Steuerfrau Frieda. Die Mädchen haben großen Spaß am Theaterspielen. „Ich bin so stolz auf die Kinder“, sagt Regieassistent Heinrich Penner. „Das ist wirklich wie eine zweite Familie hier.“
Eike Zastrow ist seit März Spielleiter und stellvertretender Intendant der Schlossfestspiele. Mit dem Auftakt des Theaterfests ist er zufrieden. „Wir können hier ganz viel Nähe schaffen“, sagt der gebürtige Hamburger. Die Bevölkerung habe bei verschiedenen Programmpunkten die Möglichkeit, „mit allen Beteiligten in Kontakt zu kommen“.
Sagt er und lässt den Blick schweifen. Gemeinsam mit den Darstellern von Pippi Langstrumpf hat Zastrow auf einem der Sofas Platz genommen, die vor dem Schloss aufgestellt wurden. Immer wieder kommen Interessierte vorbei, machen eine Pause im Schatten und studieren das Programm, das überall verteilt wird.
Im Schlosshof sind die Zuschauerränge unterdessen gut besetzt – die öffentliche Probe der Oper La Bohème interessiert viele. Zu sehen ist eine Szene des dritten Akts: Nach einer durchzechten Nacht wanken die Darsteller auf die Bühne, angeleitet von Intendantin Solvejg Bauer. Immer wieder lässt Bauer die Szene durchspielen, bei der Premiere am 26. Juni muss alles sitzen.
Etwas abseits im Schatten sitzt Berta Baumgart und beobachtet das bunte Treiben. „Ich besuche die Schlossfestspiele seit Jahren“, erzählt sie. Gemeinsam mit ihrem Italienisch-Kurs wird sie sich in diesem Jahr die Oper La Bohème ansehen. Mit ihren Enkeln möchte sie außerdem das Kinderstück über Pippi Langstrumpf besuchen.