Mimì und Rudolfo bringen Herzen zum Schmelzen

Aus den BNN vom 28.6.2025 – Foto: Werner Bentz
Bei der Premierenfeier von „La Bohème“ im Schloss gibt es nicht nur für die Hauptdarsteller sehr viel Lob.
Team Rudolfo oder Team Mimì? Das ist auf der Premierenfeier der Schlossfestspiele eine der großen Fragen. „Ich finde es ja immer so schade, wenn die Hauptdarstellerin stirbt. Die kann dann ja gar nicht mehr singen“, sagt eine Premierenbesucherin augenzwinkernd.
Wobei mit Mimìs Tod sowieso alles vorbei ist: Nur noch Rudolfos herzzerreißender Aufschrei hallt durch den Schlosshof, als er versteht, dass seine große Liebe nicht mehr lebt.
Das Herz spielt auch in den Dankesworten des Ettlinger Oberbürgermeisters Johannes Arnold die Hauptrolle. Eine „herzerwärmende Premiere“ sei das gewesen. Eine Premiere, „bei der nicht nur der Schnee in Paris, sondern auch unsere Herzen geschmolzen sind“.
Arnolds persönlicher Lieblingsmoment in der Puccini-Oper sei indes gar nicht vom Komponisten vorgesehen gewesen: Das Chanson „Sous le ciel de Paris“, ursprünglich von Edith Piaf gesungen, in Ettlingen vom Bürgerchor. „Das hat die ganze Kraft des Bürgerchors gezeigt“, lobt er den Einsatz der Laien.
Den es beinahe gar nicht gegeben hätte: Wäre die Landesförderung für die Schlossfestspiele nicht verdoppelt worden – wofür sich der OB noch einmal beim ebenfalls anwesenden Staatssekretär André Baumann und den Ettlinger Landtagsabgeordneten bedankt – wäre keine Mimì gestorben, sondern hätte der „Barbier von Sevilla“ auf der Bühne gestanden.
Schade wäre das gewesen, findet eine Premierenbesucherin ganz in Weiß. „Das ist so schön mit dem Bürgerchor. Dadurch sind die Schlossfestspiele nicht mehr so abgeschlossen, sondern binden alle wundervoll ein.“ Doch nicht nur von den Chören ist sie begeistert, auch die Hauptdarsteller finden bei ihr Anklang.
Wer am meisten? Sie kann sich nicht entscheiden. „Alle waren gut, sogar überraschend gut. Das war wirklich sehr hochklassig.“ Das findet auch ein Herr ganz in Schwarz, der nach den Dankesworten zu Felicitas Wrede geht, die die Mimì gibt. „Weltstimmeniveau. Großartig“, lobt er Wrede.
Und die ist sichtlich erleichtert, dass die Premiere gut über die Bühne gegangen ist. Kein zerrissener Rock, wie im Vorjahr bei „Evita“, oder regennasse Ausrutscher wie beim Freischütz 2023. „Heute ist tatsächlich alles gut gegangen. Da hat sich die Arbeit gelohnt“, sagt sie und lacht gelöst.
Und gearbeitet hat der Cast, der sich ständig zu neuen, wunderschönen Szenenbildern aufgebaut hat. Kein Moment, in dem das Auge nichts zu schauen gehabt hätte, während das Ohr gelauscht hat. Was nicht einfach ist, wenn man dabei eine italienische Oper singt. „Wir sind ständig in sehr vielen schrägen Positionen“, sagt Wrede alias Mimì. Da habe sie mit Rudolfo (Benjamin Park) intensiv ausprobieren müssen, wie man noch gut singen könne.
Und dann ist da ja noch die Sprache: Italienisch. Die spricht nur Marcello-Darsteller Alessio Fortune. „Ihr sprecht das alles völlig falsch aus“, habe er gesagt, erinnert sich Intendantin Solvejg Bauer an den Probenbeginn. Und auch Fortune grinst. „Ja, ich habe Mimì Sprachtraining gegeben.“ Erfolgreich, wie er findet. Am Ende habe er gedacht: „Wow, wir sind fast in Italien.“ Und das, obwohl „La Bohème“ doch in Paris spielt.
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